WEB-GEAR Homepage - http://www.tokio-hotel4.ag.vu/ - meine Fanfiction

Ey, ihr! Ich habe mich einmal daran versucht eine eigene FF zu schreiben...naja, sie ist ziemlich deprimierend. Viel Spass beim lesen!

 

WICHTIG

Die Jungs habe ich in der Geschichte nur so dargestellt, wie ich sie mir vorstelle. Es muss also überhaupt nicht sien, dass sie in Wirklichkeit auch so sind. Ausserdem, habe ich einige Szenen nur so beschrieben wie ich mir das denke. Also regt euch bitte nicht auf, wenn manche Dinge in der Wirklichkeit ganz anders ablaufen würden, als ich es hier geschreiben habe...^^

Also, dann viel Vergnügen!

 

  See you in heaven

 

 

 „Wo fahren wir schon wieder hin?“ Typisch Tom. Nie wusste er wo wir hin fuhren. Okay, bei den vielen Terminen war es wirklich etwas schwer, noch zu wissen wohin wir gingen oder woher wir kamen. „Heut geht es nach Berlin.“ Sagte unser Fahrer Chris freundlich. Zum Glück wusste er wenigstens noch, wohin es ging. Morgen mussten wir noch ein Konzert geben und dann ging’s ins Studio.

Ich schaute aus dem Fenster unseres schwarzen Vans und dachte über unseren Erfolg nach. Es waren erst gut 1 ½ Jahre vergangen, seit wir als Tokio Hotel berühmt wurden.

„Hör dir mal diese Stelle an, Bill. Die ist so geil.“ Tom reichte mir einen Hörer von seinem    I-Pod. Es war Sammy Delux. Naja, also Hip-Hop war ja allgemein nicht so meine Musik. „Ja, cool!“ meinte ich und lächelte Tom an.

Auf einmal hörte ich von hinten jemanden schnarchen. Ich drehte mich um und sah wie Georg und Gustav Kopf an Kopf am schlafen waren. Georg war der Lärmverursacher gewesen. Ich tippte Tom leicht an und deutete auf die beiden Schlafmützen. „Och, wie süss!“, meinte Tom ironisch und konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen.

 

Als wir im Hotel eingecheckt hatten, gingen wir gleich auf unser Zimmer. Georg und Gustav, die inzwischen auch wieder wach waren, hatten ihr Zimmer gleich gegen über von Tom und mir. Wir wünschten einander eine gute Nacht und schlossen die Türen. Eigentlich war es nicht so, dass wir je zu zweit ein Zimmer teilten, da wir uns ansonsten schnell auf die Nerven gingen und Tom und ich sowieso die ganze Nacht durch quatschen würden, doch da das Hotel fast komplett ausgebucht war, mussten wir zu Zweit ein Zimmer nehmen. Mir war das heute gerade recht, denn mir ging es im Moment psychisch nicht super und da tat es mir echt gut Tom auch in der Nacht bei mir zu haben. Tom ging es genau gleich. Auch ihm machte der ganze Stress wegen Tokio Hotel langsam zu schaffen.

„Hey, ich kann noch gar nicht schlafen und du? Bist du schon müde?“ fragte mich Tom voller Tatendrang, gleich nach dem er seine Tasche aufs Bett geschmissen hatte.  „Nee, ich bin auch nicht müde. Ich hab auf der Fahrt im Auto noch ein bisschen gepennt. Wieso, was willst du denn noch tun?“ fragte ich zurück und schmiss meine Reisetasche in die nächste Ecke. Gut, viel konnte man ja jetzt nicht mehr tun, ausser noch in ne Bar zu gehen, doch das war für Tom und mich, die berühmtesten Zwillinge Deutschlands, zugegebenermassen nicht gerade einfach. „Hmm, keine Ahnung. Wollen wir uns ’nen  Film ansehen? Meinst du die haben hier ne Videothek oder so was?“ wollte Tom wissen. Es gab es manchmal wirklich, dass man bei manchen Hotels an der Rezeption noch DVD s oder Videos ausleihen konnte, doch bei dem Hotel wusste ich es schlichtweg nicht.  „Keine Ahnung. Lass uns doch nach Unten gehen um nach zu fragen.“ Meinte ich, und Tom war natürlich gleich einverstanden mit meinem Vorschlag. Draussen auf dem Gang kam uns dann gerade David, unser Manager, entgegen und fragte:“ Was habt ihr denn noch vor? Es ist schon nach 23.00 Uhr.“,  „Äh, wir waren gerade auf dem Weg nach unten um uns noch ne DVD oder so was zuholen.“, Erklärte Tom. „Oh, ihr könnt euch den Weg auch sparen. Ich war gerade aus demselben Grund unten und die haben gar keine Filme.“ Erklärte uns David. „Hmm… okay, danke…dann lassen wir das eben.“ Sagte ich. Ich war sogar fast etwas froh darüber, dass das Hotel keine Filme verlieh, denn im Nachhinein hätte ich viel lieber wieder einmal mit Tom die ganze Nacht durch gequatscht, wie wir das schon seit langem nicht mehr getan hatten. Tom schien auch nicht allzu enttäuscht darüber zu sein und so wünschten wir David noch eine gute Nacht und verschwanden dann in unserem Zimmer.

Dort meinte Tom, er wolle noch kurz duschen, was bei ihm nie länger als gute 5 Minuten dauerte, ausser er wusch auch noch seine Dreads, aber das hatte er heute nicht vor.

Ich packte dann erstmal das nötigste aus meiner Tasche und zog meinen Trainingsanzug an. Ich legte mich aufs Bett, nahm meinen I-pod und liess mich überraschen, welcher Song mich erwartete. Der erste Song war „In die Nacht“. Tom und ich hatten ihn gerade erst fertig aufgenommen. Dieser Song war uns echt gelungen. Ich fand, dass wir es wirklich gut rüber bringen konnten wie viel wir einander bedeuteten. Während ich so dalag und mich völlig im Song verlor, bemerkte ich gar nicht, dass Tom mittlerweile neben mir auf dem Bett sass. Erst als ich den Song vier Mal gehört hatte, öffnete ich die Augen und bemerkte ihn aus dem Augenwinkel. „Hey, wie lange sitzt du denn schon so da?!“ fragte ich etwas erschrocken. „Och, vielleicht so 5 Minuten…hehe.“ Meinte Tom. „Du hättest ja was sagen können.“ Sagte ich und lächelte. „Nö, du sahst grad so friedlich aus mit deinem Grinsen im Gesicht. Den ruhigen Moment musste ich doch geniessen.“ Sagte Tom und stupste mich spielerisch in die Seite. „Ich hab mir gerade ‚in die Nacht’ angehört…haben wir echt gut hinbekommen!“, „Ja, kann man so sagen.“ sagte Tom mit einem zufriedenen Lächeln. Ich genoss es wieder einmal alleine Zeit mit Tom zu verbringen. Meistens waren wir einfach immer zu müde, so dass wie immer gleich ins Bett gingen. Tom dachte vermutlich gerade das gleiche, (wie so oft) denn wir sahen uns gerade im selben Moment an und wir spürten, dass wir beide diesen Augenblick genossen.

„Tom weißt du noch? …Früher, als wir noch klein waren und ich manchmal traurig war und in meinem Zimmer geweint hab…da hast du das immer gleich gespürt und bist zu mir gekommen und“,

„…und hab dich in den Arm genommen und dir versprochen, dass du bestimmt gleich nicht mehr traurig sein würdest.“, fuhr Tom fort.

 „Ja, und das war ich dann auch gleich nicht mehr,  weil… du ja da warst.“ Ergänzte ich.

„Ich weiss…“ sagte Tom und lächelte mich lieb an.

„Dann hab ich immer bei dir geschlafen und wir haben uns dann ganz eng aneinander gekuschelt und sind so eingeschlafen.“

Tom und ich sahen uns in die Augen, die ja so gleich waren, und wir wussten beide, dass wir diese Zeit vermissten. Wir legten uns schliesslich beide hin. Ganz nah aneinander. „So was hab ich echt vermisst…wie lang ist es eigentlich her, dass wir mal so Zeit miteinander verbracht haben?“ fragte ich. Tom drehte seinen Kopf zu mir und sah mich traurig an. Dann fiel es mir auch wieder ein. „Stimmt, “ begann ich, „als ich so zusammen gebrochen bin nach `nem Konzert.“

Das war damals schon krass gewesen. Es war am Anfang unserer Schrei-Tour gewesen. Ich bin  nach einem Konzert einfach ohnmächtig geworden. Vermutlich war ich einfach überanstrengt. Als ich dann wieder zu mir gekommen war, lag ich bereits im Hotelzimmer. Tom sass neben mir auf dem Bett. Er hörte keine Musik, er schaute nicht Fern, er sass nur da, hat mich angeschaut und war wahnsinnig erleichtert, dass ich wieder aufgewacht war. Sofort fragte er mich, ob ich was zu trinken oder zu essen wollte, oder ob er sonst was für mich tun konnte. Ich lehnte dankend ab. Dann, zwei Minuten später hatte ich den totalen Nervenzusammenbruch. Ich konnte einfach  nicht aufhören zu weinen. Auch Tom war damals kurz vorm Weinen. Ich weiss bis heute nicht, was genau los gewesen war. Als ich mich dann etwas später wieder beruhigt hatte, lagen Tom und ich, genau wie jetzt, ganz nah beieinander auf dem Bett und erzählten uns Dinge von früher. Das war jetzt schon über ein Jahr her.

Ich war so froh Tom zu haben. Egal was war und kommen würde, er war einfach immer für mich da, wenn es mir nicht gut ging und er versuchte immer sein Bestes um mich wieder fröhlich zu machen. Er war einfach der allerliebste Bruder den man sich nur vorstellen konnte. Tom gab das natürlich nie so offen zu, aber im Grunde war er genau wie ich. Auch sehr sensibel. Er weinte auch. Nicht so oft wie ich, aber er tat es. Allerdings nur dann wenn ich dabei war. Wenn Georg und Gustav dabei waren, dann kam das praktisch nie vor, dass er weinte. Ich war für ihn wie ein lebendes Tagebuch und er war es für mich.

 

Es war schon nach 2 Uhr, als wir beschlossen haben zu schlafen und uns wie früher, als wir noch klein waren, ganz eng aneinander kuschelten. Wir haben die ganze Zeit geredet. Über früher, über das was uns im Moment passierte, über Tokio Hotel und darüber, was in der Zukunft wohl auf uns zukommen würde. Ich drehte mich so, dass ich nur ein paar wenige Zentimeter von Toms Gesicht entfernt war. Ich spürte sanft seinen ruhigen Atem, der mir regelmässig ins Gesicht blies und war einfach glücklich und zufrieden. Ich wollte Tom nie verlieren. Ohne ihn würde mir meine zweite Hälfte fehlen…

 

Am nächsten Morgen wachten Tom und ich um die gleiche Zeit auf. Komischerweise war es erst kurz nach 6 Uhr. Normal schliefen wir immer bis nach dem Mittag, ausser man weckte uns. Irgendwie hatte ich so ein komisches Gefühl, als ob gleich etwas Schreckliches passieren würde. Ich musste Tom nur kurz ansehen um zu wissen, dass es ihm genau so ging. Dann war von unten plötzlich ein Schrei  von einer Frau zu hören. „Was war das?“ fragte Tom leicht verunsichert. Ich zuckte nur mit den Schultern. „Komm, lass uns nach sehen!“ meinte Tom. Er stand auf zog sich seine Hosen an und wollte gerade zur Tür gehen, als er bemerkte, dass ich nicht den Anschein machte, als ob ich mitkommen wollte. „Kommst du nicht mir?“, fragte er. „Nee, komm…bleib besser auch da, die Frau ist bestimmt nur hingefallen oder so was.“ Bat ich Tom. Dann überkam mich auf einmal ein anderes, noch komischeres Gefühl. Ein Gefühl, dass ich am liebsten sofort wieder hätte loswerden wollen. „Okay, wenn du nicht willst, geh ich eben allein…bin ja gleich wieder da.“ Und mit diesen Worten verliess er das Zimmer. Da wusste ich, dass Tom dieses eine Mal nicht das gleiche Gefühl hatte wie ich, denn wenn es so gewesen wäre, hätte er gewusst, dass er nicht gleich wieder da sein würde. Warum ich ihn nicht aufgehalten hatte wusste ich nicht. Ich sass nur wie gelähmt da und konnte einfach nichts tun. Plötzlich hörte ich von draussen wieder einen lauten Schrei. Doch dies Mal war es keine Frau, die geschrieen hatte. Das komische Gefühl war schlagartig weg. War das Tom?!

 

Ich stürmte sofort aus dem Zimmer um nach zu sehen was los war. Hoffentlich war das nicht Tom gewesen der geschrieen hatte.

Als ich bei der Treppe angekommen war, standen unten ein Paar Hotelgäste, die den Schrei anscheinend auch gehört hatten. NEIN! War das nicht Tom?! Ich rannte die Treppe runter und…Tom. Er lag reglos auf dem Boden. Er hatte eine riesige Platzwunde am Kopf. „Tom!! Nein!!“ ich bückte mich über meinen Bruder und nahm seine Hand. Tränen liefen mir über die Wange. „Tom?! Mach doch bitte die Augen wieder auf! Tom!“ ich brüllte ihn förmlich an. Inzwischen waren auch Gustav, Georg und David dazu gekommen. „Was ist passiert?!“ wollte David sofort wissen. Eine der Personen die das ganze vermutlich von Anfang an mitbekommen hatte, meinte: „Er ist irgendwie gestolpert und gefallen. Wir haben schon den Krankenwagen gerufen. “Das bringt jetzt nichts mehr.“ Meinte ein Mann, der gerade zwei Finger an Toms Hals heilt. Er sah mich ganz mitleidig an und sagte: „ Er…er hat keinen Puls mehr…er ist…tot. Tut mir wirklich leid.“ Was hatte der Mann da gerade gesagt?! Er sei tot?? „Nein Tom! Das ist nicht war! Tu mir das nicht an! Du wirst jetzt nicht sterben. Hörst du?!“ schluchzte ich. Ich legte meinen Kopf auf Toms Brust. Sein Herz schlug nicht mehr und ich wünschte meins würde es auch nicht mehr tun. Einige Augenblicke später kam der Krankenwagen. Der Arzt sagte, Tom hätte sich beim Sturz das Genick gebrochen und wäre gleich tot gewesen. Ich wollte es nicht wahr haben. Mein Bruder, mein Zwilling, mein aller bester Freund, die wichtigste Person in meinem Leben war tot. Jetzt war ich ganz alleine. Ich hielt immer noch Toms Hand und weinte. Auch Georg und Gustav weinten. Sie sassen mit mir bei Tom, der jetzt allerdings auf einer Trage lag. Ich wusste, dass das passieren würde. Es war dieses Gefühl, dass ich am liebsten sofort wieder hätte loswerden wollen. Erst jetzt konnte ich es richtig deuten…jetzt wo es schon zu spät war.  „Tom, du kannst mich doch nicht einfach allein lassen. Ich brauche dich doch. Gestern Abend hast du noch zu mir gesagt, dass du mich nie verlassen würdest! Mach die Augen wieder auf… Komm, es ist nicht mehr lustig!“ Doch Tom lag immer noch genauso reglos da wie vorher. „Bill, komm... Lass ihn los. Du musst es einsehen. Er ist tot. Er kommt nicht wieder.“ Sagte Gustav, immer noch unter Tränen. Die Worte von Gustav schmerzten so sehr. Ich sollte ihn los lassen?! Wie denn? Und warum? Ich wollte und konnte ihn nicht loslassen. „Tooom…Toooom!!¨“ ich schluchzte auf. Gustav nahm mich in den Arm. „Schon gut Bill…schon gut.“ Nein nichts war gut. Ich löste mich von Gustavs Umarmung. „Herr Kaulitz, wir müssen ihren Bruder jetzt weg bringen.“ Meinte einer der Sanitäter  „Nein! Warten sie! Er wacht wieder auf! Tom? Komm mach die Augen auf!“ schrie ich. „Man, Bill! Jetzt hör auf damit, ja?! Es ist schwer genug und du macht so’ n Drama! Mann!... Lass ihn gehen. Er ist tot. Sieh es endlich ein!“ brüllte mich Georg plötzlich an. Ich war darüber so erschrocken, dass ich einfach nur noch stumm da stand und Georg mit grossen Augen ansah. Tom wurde weg gebracht. Ich sah meinem Zwilling ein letztes Mal nach und es war einfach unerträglich. Wie sollte ich ohne Tom weiter leben?! Gustav und Georg waren in ihr Zimmer gegangen. Nur David und ich standen noch da. Als ich ihm in die Augen schaute, merkte ich, dass auch er weinte. „Es tut mir so Leid Bill. Wir werden heute gleich nach Hause fahren…“ dann brach er in einem Heulkrampf zusammen.

Mam und Gordon! Ich musste sie anrufen. Ich nahm mein Handy aus der Tasche und wählte ihre Nummer. Doch bevor ich den grünen Knopf drücken konnte meinte David: „Wen willst du anrufen?“ „Mam…“ David nickte und meinte noch: „ Ich werde die Presse morgen anrufen und alles Weitere klären…ach, das Konzert ist natürlich auch abgesagt“ „Mmmh...“ meinte ich nur, räusperte mich noch mal, um meine Stimme etwas zu festigen und drückte dann die Telefontaste. „Kaulitz?“ „Hey Mam…“, „Hallo Bill! Was ist los? Weinst du?“ Ich hätte mir besser vorher überlegt was ich genau sagen wollte. Ich konnte mit dem doch nicht einfach so rausplatzen. „Wir sind vorhin gerade auf gewacht und To…Tom und ich haben einen Schrei gehört…“ Beim Namen Tom brach ich gleich wieder in Tränen aus. „Hey, was ist los Schatz? Was ist passiert? Hast du krach mit Tom, oder was ist los? Mit ihm redest du doch über alles?“ meine Mutter klang nun äussert besorgt. „Nein. Tom ist nicht bei mir. Und nein, wir streiten uns auch nicht…Tom ist tot.“ Ich musste es einfach so sagen. Ich konnte nicht anders. „Bill? Was soll das, wieso sagst du so etwas?! Damit scherzt man nicht!“ jetzt klang sie wütend. „Nein es ist so. Meinst du etwa ich würde über so was Witze machen?! Er ist schliesslich mein Zwilling! Er ist…er ist…von der Treppe gestürzt und …und hat sich das…er hat sich das Genick gebrochen…Ach Mam…ich vermisse Tom so!!“ „Oh mein Gott…“ ich hörte nur noch ein schluchzen aus dem Hörer. „Mam? Ich komme jetzt nach Hause.“ Dann legte ich auf ohne auf eine Antwort zu warten. Es tat einfach zu weh, meine Mutter so zu erleben.

 

Ich ging wieder nach oben und wollte Toms und meine Sachen zusammen packen. Ich hatte vorhin vor lauter Schreck die Zimmertür offen gelassen, doch es war mir egal. Ich hielt den Schmerz beinahe nicht aus, den ich empfand, als ich alle Sachen von Tom zusammen packte. Ich gab mir keine grosse Mühe alles schön zusammen zufalten. Ich warf einfach alles achtlos in seinen Koffer. Vermutlich warf ich auch ab und zu einige Dinge von mir in Toms Koffer, aber auch das war mir egal. Ich wollte einfach so schnell wie möglich aus diesem Zimmer, das mich einfach zu sehr, an den gestrigen Abend erinnerte, als wir Beide noch glücklich zusammen auf diesem Bett lagen und nicht gedacht haben, dass wir schon ein paar Stunden später nicht mehr so glücklich sein würden. Eine halbe Stunde später stiegen wir in den Van. Mir viel sofort Toms I-Pod ins Auge. Er musste ihn gestern im Auto vergessen haben. Ich nahm in an mich und hörte die Songs, die drauf waren. Der Grossteil war Hip-Hop, aber dann stiess ich auf „Wenn nichts mehr geht“. Wenn nichts mehr geht wird ich ein Engel sein für dich allein und dir in jeder dunkeln Nacht erschein…Bei dem Song fing ich sofort wieder an zu weinen.

„Jungs?“ meldete sich David, „Morgen werden wir uns treffen und besprechen, wie es nun weiter geht mit Tokio Hotel. Das Konzert heute ist selbstverständlich abgesagt und auch alle anderen Termine. Wir treffen uns um 13.00 Uhr morgen im Universal Gebäude.“ Was  gab es denn da noch gross zu besprechen? Ohne Tom konnten wir nicht weiter machen. Und wenn die Fans davon erfahren… . „ David, müssen wir wirklich schon morgen alles besprechen? ...ich meine, Bill und eigentlich wir alle, sollten uns zuerst mal wieder etwas fassen, nicht?“ meinte Gustav, dem immer noch oder schon wieder Tränen übers Gesicht liefen. „Ja ich weiss, aber da wir das Konzert absagen werden, wollen die Fans und auch die Presse wisse, was der Grund für die Absage ist. Wenn wir da nur lange mit der Aussage warten, entstehen nur wieder die unmöglichsten Gerüchte. Aber wenn jemand von euch wirklich gar nicht in der Lage sein sollte, dann können wir das auch verschieben. Doch wir können es nicht lange hinauszögern.“ Wir gaben uns dann mit Davids Aussage zufrieden und gingen nicht weiter auf diese Disskusion ein. Ich hatte jetzt keine Zeit mehr richtig über Morgen nach zu denken, denn wir waren gerade eben bei meinem Haus angekommen. Zum Glück waren um die Zeit keine Fans mehr vor unserem Haus. „Tschüss Bill. Bis morgen…und Kopf hoch!“ meinte David. Den anderen Beiden Winkte ich noch kurz zu. „Bill, wenn’s nicht mehr geht ruf an, okay?“ sagte Gustav noch und ich nickte. Georg war anscheinen immer noch wütend auf mich. Aber für das hatte ich jetzt echt keine Nerven. Er würde sich dann schon wieder beruhigen.

Als der Van weg war, öffnete ich die Haustür und ging in die Küche. Niemand da. Dann ging ich ins Wohnzimmer. Dort sassen Mam und Gordon auf der Couch. Ich fiel Mam gleich um den Hals. „Bill! Was machst du denn hier? Wo ist Tom?“, hä? Ich hatte sie doch angerufen. Warum tat sie als ob nichts war? Als ich sie genauer ansah, bemerkte ich, dass sie sehr blass war und ihre Augen weit aufgerissen waren. Sie weinte auch gar nicht. „Bill, komm bitte kurz mit, ja?“ meinte Gordon. Ich folgte ihm in die Küche. Mam liessen wir im Wohnzimmer zurück. In der Küche angekommen, setzten wir uns an den Tisch. „Was ist denn mit Mam los?! Ich hab sie doch angerufen?“ ich war völlig durcheinander. „Ja, hast du. Nach dem du aufgelegt hast, hatte sie einen Nervenzusammenbruch  und ist Bewusstlos geworden. Ich habe natürlich sofort den Arzt gerufen. Naja und als sie wieder bei Bewusst sein war, fragte ich sie, ob sie wüsste was passiert war. Aber sie wusste es nicht. Der Arzt meinte, dass sie jetzt einfach die ganze Sache sehr stark  verdrängt und sie sich einfach einredet, dass nichts geschehen war.“ Als Gordon fertig mit erzählen war, lief ihm eine Träne über die Wange. „Oh nein, das…und jetzt? Weist du wie weh mir das tut, wenn Mam die ganze Zeit so tut als ob To…er noch leben würde??“ ich konnte das Wort Tom nicht aussprechen. Es tat zu weh. „Ich verstehe dich Bill. Aber vielleicht glaubt sie es ja, wenn du es ihr noch mal sagst?“ „Ja, ich versuche es.“ Sagte ich, und wir gingen wieder zurück zu Mam ins Wohnzimmer.

„Und hast du Bill nun auch eingeredet, dass Tom tot sein soll?!“ sagte Mam gereizt, als wir das Wohnzimmer wieder betraten. „Nein, ich habe es ihm nicht eingeredet.“ Meinte Gordon ruhig. „Mam“, begann ich und mir liefen schon wieder dir Tränen über die Wangen, “ Er ist wirklich nicht mehr da. Ich habe dich doch angerufen und dir erzählt, dass er die Treppe runter gefallen ist. Bitte glaub mir doch! Mach es uns nicht noch schwerer, als es eh schon ist.“ Mam schaute mich eine Zeitlang ungläubig an. Vielleicht erinnerte sie sich schon wieder ans Telefonat. „Nein Bill. Er lebt noch. Ich spüre das. Also, hol Tom jetzt rein.“ Was redete sie denn da?! Wurde sie jetzt auch noch verrückt? Von wegen sie würde das spüren. Wenn es einer spüren würde dann wäre das ja wohl bestimmt ich gewesen. Ich als sein Zwilling.

„Simone, ich denke du gehst jetzt besser schlafen. Das wird dir gut tun. Komm.“ Sagte Gordon ruhig. Mam sagte nichts. Sie befolgte nur seinen Befehl und gab mir noch einen Kuss auf die Stirn.

Nach einigen Minuten kam Gordon wider runter ins Wohnzimmer. Ich hatte mich inzwischen auf die Couch gesetzt. „Sie schläft jetzt. Ich hoffe sie hat morgen ihr Gedächtnis wieder. Du bist bestimmt auch müde. Es war ein langer Tag für dich.“ Sagte Gordon. „Ja, ich werde dann schlafen gehen. Gute Nacht.“ „Gute Nacht, und falls irgendwas ist, ich bin dann auch im Bett. Ich bin sehr müde. Aber du kannst mich jederzeit wecken. Okay?“ Ich nickte. Gordon stand auf und ging schlafen. Ich sass noch einige Minuten auf der Couch und ging dann auch hoch. Unterwegs kam ich an Toms Zimmer vorbei. Doch ich wollte nicht schon wieder einen Heulkrampf bekommen und ging deshalb schnell daran vorbei.

In meinem Zimmer angekommen, zog ich mich um. Dabei viel mein Handy aus der Hosentasche. Ich schaute auf das Display und bemerkte, dass Georg mir geschrieben hatte.

 

Hey Bill, tut mir leid, dass ich dich so angeschrieen habe und ich so, naja…zickig getan habe. Ich weiss, dass es für dich am allerschlimmsten ist, dass Tom nicht mehr da ist. Tut mir echt leid. Ich hoffe du bist mir nicht mehr all zu böse. Bis morgen!

Georg

 

Ich war froh, dass Georg sich doch noch bei mir entschuldigte. Ich hasste es nämlich, wenn jemand wütend auf mich war, und so musste ich mich nicht um das auch noch kümmern. Ich legte mich in mein Bett und dachte an Tom. Ob er jetzt vielleicht von oben auf mich runter sah? Er fehlte mir so. Ohne ihn war ich ganz alleine und hilflos. Jetzt würde nichts mehr so sein wie es einmal gewesen war. Ich würde Tom nie mehr reden hören, nie mehr lachen sehen oder weinen. Zuletzt weinte er vor ein paar Tagen. Er sagte zu mir, dass er den Druck von Tokio Hotel nicht mehr aushalten würde. Immer wurde er als Macho der Band abgestempelt und er kam auch mit den ganzen Anti-Fans nicht mehr klar. Sagte er. Was uns doch immer wieder die Kraft gab weiter zu machen, waren die vielen Fans die wir hatten. Sie waren wirklich die Besten. Und die ganzen Konzerte die wir gaben machten uns auch total spass. Und es waren auch nicht alle Interviews öde, zum Teil waren sie auch ganz witzig. Tom und ich hätten das bestimmt gepackt. Aber ob ich es auch ohne ihn schaffen würde, wusste ich jetzt nicht. Vor allem, wenn Mam auch noch so tat, als ob Tom noch leben würde. Ich wünschte es wäre so. Ich wünschte, ich könnte ihn Morgenfrüh unten in der Küche beim Frühstück sehen und er würde noch leben. Schön wär’s. Immer wenn ich traurig war, war immer Tom zu mir gekommen und hatte mich aufgemuntert. Und jetzt…jetzt war ich traurig, aber Tom war nicht da um mich zu trösten. Jetzt spürte er nicht mehr, dass ich traurig war und weinte. Er kam jetzt nicht zu mir ins Zimmer, umarmte mich und versprach mir, dass ich mich bald besser fühlen würde. Nein…ich würde jetzt die ganze Nacht alleine bleiben. Den Rest meines Lebens würde ich alleine bleiben. Ich fing wieder bitterlich an zu weinen. Irgendwann schlief ich schliesslich ein. Ich träumte von Tom. Er kam in mein Zimmer und ich freute mich riesig ihn wieder zu sehen, doch er war wütend auf mich. „ Wegen dir bin ich jetzt tot! Wenn du selbst runter gegangen wärst, dann würde ich jetzt noch am leben!“ dann war er wieder verschwunden. Schweissgebadet und unter Tränen wachte ich auf. Tom hatte Recht, ich war Schul daran, dass er tot war. Nein, dafür, dass er gestolpert war, konnte ich nichts. Vielleicht war es Schicksal? Ich stand auf und ging in dir Küche, um ein Glas Wasser zu trinken. Als ich auf die Uhr an der Küchenwand sah, stellte ich fest, dass es schon halb zwei war. Schlafen konnte ich jetzt irgendwie nicht mehr. Auf dem Weg nach Oben blieb ich vor Toms Zimmer stehen. Ich öffnete die Tür und trat in sein Zimmer. Es war ziemlich ordentlich. An seiner Wand hatte er ein paar Poster von irgendwelchen Hip-Hoppern, in der linken Zimmerecke stand seine alte Akustikgitarre, in der anderen Ecke war sein Pult. Das Bett war linkst von der Tür und gegen über war ein Regal mit allen möglichen Dingen drin. Logischerweise erinnerte mich alles an Tom. Ich wurde auf einmal so traurig, dass ich keinen Auswegmehr sah, wie ich nur ohne Tom weiter leben sollte. Ich verliess das Zimmer wieder und ging ins Bad. Ich durchsuchte alle Schränke, bis ich etwas Brauchbares gefunden hatte: eine Rasierklinge. „See you in heaven“ flüsterte ich leise. Ja, dort wollte ich jetzt so schnell wie möglich hin. „Tom, bald sehen wir uns wieder. In ein paar Minuten…“ ich krempelte meinen linken Ärmel hoch und setzte die Klinge an. Plötzlich hörte ich vom Flur aus ein Geräusch. Ich erschrak so, dass ich die Rasierklinge sofort fallen liess. Ich stand auf um nach zu sehen, was das Geräusch verursacht hatte. Es war Scotty, unser Hund, gewesen. Ich war schon so lange nicht mehr zu Hause gewesen, dass ich ganz vergas, dass der Hund nachts manchmal durchs Haus wanderte. Der Gedanke mich umzubringen verschwand anschliessend so schnell, wie er auch gekommen war. Ich ging zurück in mein Zimmer und legte mich auf mein Bett. Ich fühlte mich einfach so verdammt leer. Als ob jemand den Wichtigsten Teil meines Herzens herausgerissen hätte.  Ich hatte das Gefühl näher bei Tom zu sein, wenn ich in seinem Zimmer schlief. Ich legte mich in sein Bett und schlief nach weiteren Heulkrämpfen und Wahnvorstellungen, dass Tom noch lebte, schliesslich ein.

 

Am nächsten Morgen wachte ich kurz nach neun Uhr auf. Zuerst war ich etwas verwirrt, da ich ja in Toms Zimmer war, aber dann erinnerte ich mich wieder an alles. Eine unheimliche Leere breitete sich in mir aus und ich wurde immer trauriger und trauriger. Mir liefen bereits die ersten Tränen über die Wangen. Allerdings wischte ich sie gleich wieder weg. Es brachte ja sowieso nichts, wenn ich die ganze Zeit am heulen war. Ich stand auf und ging in mein Zimmer. Gerade in dem Moment begann mein Handy zu klingeln. Es war Georg.

 

„Ja?“ sagte ich, immer noch etwas verschlafen.

„Hallo Bill. Hier ist Georg.“

„Hey…“ ich wusste nicht so recht was ich jetzt sagen sollte. Schliesslich hatte ich ihm gestern auf seine SMS nicht mehr geantwortet.

„Ich hab deine SMS gestern bekommen. Ähm…es ist schon okay, ich meine, Tom war ja auch dein bester Freund, da versteh ich, wenn es für dich auch zu viel geworden ist wenn ich mich so aufführe.“

„Ach…komm. Vergessen wir das ganze einfach. Eigentlich wollte dich ja David anrufen, aber ich habe dann darauf bestanden, dass ich dich anrufe, weil ich dich noch mal sprechen wollte, wegen gestern.“

„Ach so…und warum wollte mich David anrufen?“

„Weil wir um 13.00 Uhr vor deiner Tür stehen. Wir fahren ja dann zum Universalgebäude.“

„Ja, dass sagte er doch aber gestern schon, nicht?“

„Ja, das habe ich ihm auch gesagt, aber er hatte wohl Angst, dass du es vergisst.“

„Ach so…nee, ich hab’s nicht vergessen…“

„Bill? Ist alles in Ordnung mit dir? Ich meine, kommst du mehr oder weniger damit klar?“ Das fand ich gerade total lieb von Georg, dass er sich so um mich sorgte.

„Ich…nein, eigentlich nicht.“ sagte ich ihm warheitsgemäss.

„Oh, das kann ich natürlich verstehen. Für Gustav und mich ist es auch echt schwer. Er war heute Morgen noch kurz bei mir. Er wirkte wirklich wahnsinnig deprimiert. Aber glaubst du, dass es heute geht, wenn wir doch, naja…so ziemlich den ganzen Nachmittag davon reden?“

„Hmm…ja, es ist besser wenn ich weg von hier bin. Alles erinnert mich an Tom- wen wundert’s-  und meine Mutter die…nimmt es auch nicht gerade leicht.“ Ich wollte Georg jetzt so am Telefon nicht sagen, was genau mit meiner Mutter los war. Ich war mir auch noch nicht mal sicher, ob ich es den Beiden überhaupt erzählen würde.

„Ja, das denke ich mir… Also Bill, dann bis heute Nachmittag. Und du weißt ja wie du Gustav und mich erreichst wenn was ist, ja?“

„Ja, danke…also, tschüss, bis dann.“

 

Nach diesem Telefonat ging es mir irgendwie schon besser. Denn ich hatte seit gestern Abend wirklich mal das Gefühl, dass Georg und Gustav echte Freunde waren. Sie liessen mich jetzt nicht einfach hängen. Gut, das hätte ich auch nicht von ihnen gedacht, aber es war trotzdem nicht unbedingt selbstverständlich.

Ich ging runter in die Küche. Dort traf ich Gordon an. Er sass ziemlich betrübt am Tisch und sah sich ein Bild an. Ein Bild von Tom.

„Guten Morgen Bill. Na, geht’s dir besser?“ er hörte sich äußerst deprimiert an. Kein Wunder, eigentlich.

„Weiss nicht…ich kann es einfach nicht fassen, dass…“

„Ja…ich auch nicht. Und deine Mutter am allerwenigsten.“

„Oh nein, will sie es immer noch nicht glauben?“

„Nein. Jetzt ist sie im Wohnzimmer und macht sauber. Sie sagt, weil ihre Söhne ja bald nach Hause kommen würden. Es ist furchtbar! Ich weiss einfach nicht was ich machen könnte.“

Gordon war wirklich völlig verzweifelt. Seine Augen füllten sich sogar mit Tränen. Bevor ich auch gleich wieder anfing zu weinen, ging ich zu Mam.

 

„Bill? Wieso bist du hier?“ sie war wirklich völlig irritiert. Doch irgendwie macht genau das mich wütend und darum konnte ich einfach nicht mehr anders und schrie:“ Man! Jetzt hör endlich auf mit diesem Getue! Das ist ja nicht mit anzusehen! Sieh es bitte endlich ein: Tom ist gestern gestorben! Und ich bin genau aus diesem Grund schon da!“ gleich nach dem ich es ausgesprochen hatte fing ich an zu weinen. Aber nicht weil ich so traurig war, weil Tom tot war. Natürlich auch aus dem Grund, aber jetzt war es, weil mir Mam so Leid tat. Und weil ich sie zu dem auch noch angeschrieen hatte. Sie konnte ja eigentlich nichts dafür, dass sie so verwirrt war.

„Mam…es tut mir leid. Ich wollte nicht…“

„Bill…es ist schon gut. Du bist vermutlich einfach etwas durcheinander, wegen der vielen Termine die ihr momentan habt. Ich werde gleich David anrufen, der kann dich dann ja abholen kommen. Ihr habt doch ein Konzert heute Abend?“

Es war zum verrückt werden. Aber ich gab auf und ging wieder in die Küche. Es war einfach zu viel für mich. Ich kam nicht damit zurecht, dass Tom tot war und das mit Mam machte die Situation für mich schier unerträglich.

In der Küche machte ich mir eine Schale Müsli, obwohl ich überhaupt keinen Appetit hatte und setzte mich traurig an den Tisch. Gordon sass auch noch am Tisch. Immer noch weinend. Die ganze Stimmung hier deprimierte mich nur noch mehr. Leise liefen mir auch schon wieder die Tränen übers Gesicht. Ich aß mein Müsli auf und ignorierte Gordon dabei völlig. Ich wollte nicht auf ihn eingehen, weil er sich mit mir bestimmt nur über Mam oder Tom unterhalten würde. Gordon merkte schnell, dass ich ihn einfach ignorierte. „Bill, ich wollte nicht- “, „Schon gut. Ich gehe jetzt nach oben in mein Zimmer.“ Entgegnete ich und lief schnell nach Oben. Gordon rief mir noch etwas nach, doch es war mir egal. Schon wieder liefen mir die Tränen runter. Ich wusste einfach nicht, was ich ohne Tom machen sollte. Er fehlte mir so. In meinem Zimmer suchte ich dann nach meinem I-Pod, doch ich konnte ihn nirgends finden. Dann fiel mir ein, dass ich ihn im Hotel beim zusammen packen vermutlich in Toms Koffer geschmissen hatte. Der Koffer stand in Toms Zimmer. Ich trat hinaus in den Flur und blieb vor Toms Zimmertür stehen. Ich machte mich schon mal darauf gefasst, dass ich bestimmt gleich wieder von den Schmerzhaften Erinnerungen an Tom eingeholt würde und atmete tief ein und wieder aus. So schnell wie möglich ging ich ins Zimmer, nahm Toms Koffer und schleppte ihn aus dem Zimmer und trug ihn in meins. Gut die Hälfte der Dinge im Koffer waren mir. Den I-Pod konnte ich im grossen Staufach nicht finden. Ich griff in die vordere Tasche, doch dort konnte ich ihn auch nicht finden. Jedoch etwas anderes. Ein Foto von mir und Tom im letzten Winter, als wir auf dem Malediven waren. Gustav hatte das Foto geschossen, als Tom und ich gerade auf dem 5 Meterbrett standen und wir uns gegenseitig versuchten runter zu schubsen. Schlussendlich sprangen wir dann zusammen runter. Diese Ferien waren echt toll gewesen.

 

Inzwischen wurde ich von David und meinen Freunden abgeholt, und wir waren auf dem Weg zum Universal Gebäude. Im Auto herrschte eine äusserst deprimierte Stimmung, so dass ich mich meiner Traurigkeit einfach hingab und nicht versuchte irgendwen oder irgendeine Aussage zu Tom, oder allgemein zum gestrigen Abend, zu ignorieren. Leise Tränen liefen meine Wangen runter und das Gefühl, dass ich irgendetwas Lebensnotweniges verloren hatte, wurde unaufhörlich stärker.

Als wir bei Universal ankamen, setzen wir uns alle an einen Grossen Tisch, an dem wir sonst Termine oder ähnliches besprachen. Keiner von uns machte den Eindruck, als hätte er grosse Lust darüber zu reden, wie es nun mit Tokio Hotel weiter gehen sollte. Doch wir kamen vermutlich wohl oder übel nicht drum herum. „Also, wie geht es euch?“ fragte David übertrieben Geschäftsmässig. Keiner antwortete ihm, denn wir fanden vermutlich alle, dass das eine sehr unnötige Frage war. „Komm, lass diese Fragen damit wir schnell zum Thema kommen können, ja?“ sagte Gustav eher zu sich selbst, als zu David. „Okay, dann ist es für alle gut, wenn wir gleich zum Punkt kommen? Ich meine, wenn jemand noch irgendwas loswerden will kann er das wirklich tun.“ Jetzt klangen seine Worte schon weniger Geschäftlich, sondern eher Freundschaftlich, wenn nicht schon fast Väterlich. Doch weder Gustav noch Georg sagten etwas und ich war irgendwie auch nicht richtig im Stande etwas dazu zu sagen, denn ich hatte ständig das Gefühl, dass ich sofort wieder los heulen würde, wenn ich nur den geringsten Satz über das, was gestern passiert war, sagen würde. Da David unser Schweigen als nein deutete, fuhr er schliesslich fort. „Gut, das Konzert gestern wurde, wie ihr wisst abgesagt.“, „Was wurde den Fans gesagt?“, wollte Georg wissen.

„Nichts, also das heisst: Wir haben ihnen natürlich mitgeteilt, dass das Konzert nicht statt findet, doch den Grund wissen sie nicht. Wir wollten nicht, dass die Nachricht von den Fans verbreitet wird, da sonst nur die verrücktesten Geschichten entstehen würden, und eine Lüge konnten wir ihnen auch nicht sagen, das ist ja klar.“, Ich konnte mir bildlich vorstellen, wie sich einige Fans aufgeregt haben müssen und wie enttäuscht die allermeisten bestimmt gewesen waren. Sie taten mir in dem Moment richtig Leid. „Dann, die nächste Frage. Ich könnte mir vorstellen, dass ihr die Frage total bescheuert findet, doch ich muss sie ja fast stellen damit es offiziell ist,-„ ich konnte mir schon denken, welche Frage jetzt kam. Auch Georg und Gustav warfen sich Blicke zu, bei denen ich schon ahnen konnte, dass sie das gleiche dachten wie ich. „Also: Wird es Tokio Hotel weiterhin geben?“ ich hatte das Gefühl, dass David die Frage so schnell wie möglich hinter sich bringen wollte. Es war auch genau die Frage, die ich erwartet hatte und ich fand sie wirklich ein wenig überflüssig. Ohne Tom würde ich nicht weiter machen wollen. „Nein, wird es nicht.“ antwortete Gustav ganz klar und knapp. Es war ihm anscheinen sehr unangenehm diese Fragen zu beantworten, und ich hatte auch den Eindruck, dass er schon wieder kurz vorm Weinen war. Ich konnte immer noch nichts dazu sagen. „Georg, Bill? Ich denke ihr seid auch Gustavs Meinung?“ sagte David. Georg antwortete knapp mit ‚Ja.’ und ich nickte nur. Ich war froh, dass wir alle gleicher Meinung waren, denn wenn wir einen neuen Gitarristen gesucht hätten, wäre es einfach nicht das gleiche gewesen. Er hätte Tom niemals ersetzen können das war ja eh klar. Es gäbe natürlich auch bestimmt viele Fans die sich nicht damit abfinden konnten, dass nun ein neuer Gitarrist in der Band war und zu allem: Ich dachte nicht, dass ich im Augenblick nur annähernd einen vernünftigen Song zustande brächte. Das Einzige was mir gerade einfiel war, dass wir ‚spring nicht’ etwas umschreiben konnten. Allerdings, dass der Song sich dann für Suizid aussprechen würde anstatt dagegen. Doch das wäre doch etwas zu krass und daher schob ich meine verrückten Gedanken gleich wieder bei Seite. „Okay, der nächste punkt ist: Wir müssen es noch möglichst heute der Presse, das heisst der Öffentlichkeit, mitteilen.“, Als David den Satz beendet hatte, bemerkte ich die leicht schockierten Gesichter meiner Bandkollegen. Sie hatten sich anscheinend noch keine wirklichen Gedanken über das gemacht. Gut, ich eigentlich auch nicht wirklich, aber ich war nicht so überrascht. „David, wie stellst du dir das denn vor?!“, warf Gustav ein, dem nun wirklich schon Tränen übers Gesicht liefen. „Ich meine, es wird tausende Selbstmorde geben und was weiss ich! Versetzt dich doch mal in die Lage eines Teenagers, der zum Beispiel zu Hause Probleme mit der Familie hat, in der Schule Stress hat und was weiss ich noch schlimmeres? Wenn dann da die Meldung kommt, dass sich zum einen schon mal die Band auflöst und dann zum anderen...naja, das mit Tom! David, das wird eine einzige Katastrophe!“ Gustav war völlig am Ende. Georg legte ihm einen Arm um die Schulter und versuchte ihn auf diese Art irgendwie zu beruhigen. Ich sass nur leicht fassungslos da und beobachtete das Geschehen. David wusste anschienend nicht was er sagen sollte, denn Gustav hatte wirklich Recht. Diese Meldung würde das Leben einiger Fans völlig über den Haufen schmeissen. Wir bekamen Täglich schliesslich genug Briefe von Fans, die uns schrieben, dass unsere Musik das Einzige war, was sie noch etwas glücklich gemacht hatte. Manche schrieben uns zum Teil auch Abschiedsbriefe. Es war einfach so traurig, was sie uns schrieben und wir konnten ihnen einfach nicht helfen.

Ich bemerkte gar nicht, dass mir inzwischen auch schon die Tränen runter liefen. Georg versuchte immer noch vergebens Gustav zu trösten und David schien angestrengt darüber nach zu denken, was er  Gustav entgegnen konnte. Ich wünschte das alles wäre nicht passiert und wir wären jetzt schon unterwegs zum nächsten Konzert, doch ich sass jetzt leider genau in diesem Raum, mit einem völlig aufgelösten Gustav, einem verzweifelten Georg, einem ratlosen David und vor allem mit mir. Einem traurigen, leeren, hoffnungslosen und verlassenen Bill, der im Augenblick nichts lieber wollte, als zu sterben. „Okay Jungs.“ Sagte David, wie es mir schien, nach einer halben Ewigkeit. „Gustav, du hast völlig Recht. Es wird ein Drama geben, doch meinst du nicht, dass es nur noch schlimmer wird, wenn die ganze Tour einfach so, ohne Grund abgesagt wird, genau wie alle TV Auftritte und die anderen Termine? -  Wir müssen es der Öffentlichkeit mitteilen, wir kommen nicht drum herum auch wenn mir noch so bewusst ist, dass es ein einziges Fiasko geben wird.“, Erklärte David. Gustav war anscheinend nicht in der Lage richtig zu antworten und nickte daher nur verständnisvoll. Gustav hatte es bestimmt auch nicht so gemeint, denn ihm war sicherlich klar gewesen, dass man um das nicht herum kam. „Also, ich werde die Nachricht heute noch rausgeben. Wir werden dann allerdings in den nächsten Tagen eine Pressekonferenz geben müssen. Wir werden es aber nicht all zu lange hinauszögern können, weil -  wie schon gesagt -  ansonsten nur dumme Gerüchte entstehen werden.“ wir nickten alle traurig. Ich wusste, dass sich die presse nur so auf uns stürzen würde, wenn sie es wussten. Doch eigentlich konnte es mir ja egal sein, denn ich würde in nächster Zeit sowieso nicht aus dem Haus gehen.

Später als wir noch weitere Dinge fertig besprochen hatten, das heisst, ich habe sowieso nur genickt, oder den Kopf geschüttelt als mich richtig in Worten auszudrücken, konnten wir wieder nach Hause gehen. Gerade als ich zur Tür hinaus wollte, rief mich David zu sich. „Ja, was ist?“ fragte ich in einem Ton, der möglichst nicht all zu deprimiert wirkte. „Bill, geht es dir gut?“ fragte David wieder so väterlich wie vorhin schon. „Ja, alles in Ordnung.“ Sagte ich in einem sarkastischen Ton, der eher gereizt klang. „Ach komm, ich meine es ernst. Ich weiss dass es dir alles andere als gut geht, Bill.“ „Warum fragst du dann?“ meinte ich ohne die Bemühung auf einen bestimmten Tonklang. „Ich-...ich will, dass du mit mir redest. Vielleicht denkst du, dass du selber damit fertig wirst, aber es ist echt wichtig, dass du mit jemandem darüber sprichst, ja?“ meinte David schon fast unter Tränen. Ehe ich auch gleich wieder anfing zu weinen, schaute ich schnell auf den grauen Boden und stammelte:“ Ja,...ja, schon gut. Ich wollte, … Danke, aber ich kann jetzt einfach nicht darüber reden.“ David versuchte mir in die Augen zu sehen, doch ich wollte nicht, dass er meine Tränen sah und wich ihm aus. „Okay...es ist schon in Ordnung, ich will nur nicht, dass du dich selber zu sehr damit belastest. Du kannst echt jeder Zeit mit mir reden, du hast ja meine Nummer.“ Sagte David freundlich und versuchte zu lächeln, was ihm eher schlecht als recht gelang. Da merkte ich wieder, dass er eben nicht einfach nur unser Manager und Tourbegleiter war, sondern auch ein echter Freund. „Also, dann komm. Die anderen zwei warten schon draussen.“ Meinte David, und ich folgte ihm aus dem Raum, in dem wir alles besprochen hatten. Als wir aus der Tür kamen, sah ich Georg und Gustav schon vor dem Auto warten. Ich wischte mir schnell meine Tränen weg und versuchte sie anzulächeln, doch es gelang mir leider nicht richtig. Gustav sah zwar immer noch völlig verheult aus, doch er hatte sich zum grössten Teil wieder beruhigt. Auch Georg wirkte wieder etwas gefasster als vorher. Auf dem Heimweg verfielen wir wieder in ein trauriges Schweigen, das anheilt, bis wir vor meinem Haus waren und wir uns verabschiedeten. Georg und Gustav wurden dann auch nach Hause gebracht und David  machte sich bestimmt auf dem Weg, um die Nachricht von Toms Tot und der der Trennung von Tokio Hotel zu berichten.

 

 

 

Zwei Tage nach der Besprechung im Universal Gebäude sass ich, genau so wie immer seit Toms Tot, in meinem Zimmer auf dem Bett. Weinen konnte ich schon lange nicht mehr und ich machte einfach nichts ausser einfach nur da zu sitzen. Ich schaute nicht Fern, sah keiner meiner Freunde, nicht einmal Andreas, ich ging nicht ans Handy, ich tat einfach nichts. Meine Mutter war inzwischen in die Psychiatrie eingeliefert worden, da sich ihr Zustand alles andere als besserte und es Gordon, wie auch mich zu sehr belastet hatte sie so zu erleben. Ich besuchte sie nicht. Ich hatte die Kraft nicht dazu. In den zwei Tagen wurde ich regelrecht depressiv. Der Grund warum ich nicht gleich von Anfang an so deprimiert war, war der, dass es mir Anfangs einfach nicht so klar gewesen war, dass Tom wirklich nie, nie wieder kommen würde. Dieses Bewusst sein, dass er eben weg war kam erst nach der Besprechung. Plötzlich klopfte es an meiner Zimmertür. Es war bestimmt Gordon. Wer sonst? Ich wartete ohne etwas zu sagen darauf, dass er einfach in mein Zimmer kam. „Hallo Bill? Wie geht es dir?“ fragte er. Ich regte mich schon gar nicht mehr über dieser Frage auf, denn was sollte Gordon denn sonst fragen? Ich antwortete nicht, sondern wartete ab, was Gordon zu sagen hatte. „Mensch Bill… Du wirst immer dünner, komm mit nach unten und iss was, ja?“ forderte er mich besorgt auf. „Nein danke. Ich hab keinen Hunger.“ Lehnte ich dann ab. Ich hatte wirklich keinen Hunger. Es war mir auch egal, wenn ich verhungern sollte. „Hmm, na gut. Ach ja übrigens…ich habe vorhin den Fernseher eingeschalten. Da war so ne Meldung bei RTL, wo sie von eurer Trennung und von…naja, Tom berichtet haben. Anscheinend wurde es erst heute bekannt gegeben. Ich hab die Sendung aufgenommen, falls du sie dir ansehen willst.“  Sagte Gordon. „Ja, vielleicht später.“ Meinte ich dazu. Ich war mir allerdings sicher, dass ich sie mir bestimmt nicht ansehen würde, da die Medien eh nur immer einen völligen Schwachsinn berichteten und ich hatte einfach keine Nerven dafür.

 

Etwas später am Abend, nachdem ich etwas gegessen hatte, klopfte es wieder an meiner Zimmertür. Wieder antwortete ich nicht, sondern wartete ab, bis Gordon einfach ins Zimmer kam. Doch als es dann zum Zweiten Mal klopfte und auch keiner einfach ins Zimmer spaziert kam, machte ich mir dann doch die Mühe ein „Herein.“ Von mir zu geben. Die Tür wurde geöffnet und Gustav und Georg standen vor mir. „Oh, Hallo zusammen.“ War alles was ich einigermassen nett herausbekam. „Hey Bill. Wir haben dich bestimmt tausend Mal angerufen, doch du bist nicht ran gegangen, da haben wir uns Sorgen gemacht und dachten uns, dass wir besser mal vorbei kommen würden.“  Sagte Gustav. „Ach so…sorry, ich habe…also, “ „Ist schon gut, wir nehmen es dir nicht übel, dass du dich nicht gemeldet hast.“ Meinte Georg freundlich. „Mein Gott Bill, du siehst schrecklich aus! So blass und deine Wangenknochen sind total eingefallen…Gestylt bist du auch nicht.“ stellte Gustav erschrocken fest. Ich machte mir wirklich keine Gedanken mehr um mein Aussehen. Es war mir einfach total egal. Geduscht hatte ich auch seit drei Tagen nicht mehr. Ich gammelte nur in meinem Trainer vor mich hin. Gut, ehrlich gesagt war es Toms Trainer, der mir natürlich hundert Mal zu gross war. „Isst du überhaupt etwas?“ fragte Georg. „Ja natürlich…aber ich hab einfach keinen Appetit.“ Erklärte ich. Georg und Gustav sagten nichts. Sie wechselten nur viel sagende Blicke, bei denen ich nicht im Stande war sie zu deuten. „Ach Bill,…hast du nicht Lust mit uns raus zu kommen, wir könnten wieder mal in unseren alten Stammclub, was meinst du? Oder vielleicht lieber ins Kino?“ versuchte Gustav mich zu irgendwas zu animieren. „Nein, ist schon okay…ich hab einfach keine Lust dazu.“ Sagte ich tonlos. „Aber du musst doch etwas tun. Ich meine, du gehst noch daran kaputt, wenn du nur immer ganz alleine hier in deinem Zimmer bist.“  „Ach…ich…macht euch keine Sorgen, es geht mir gut.“ Versicherte ich den Beiden und versuchte zu lächeln. Georg und Gustav gaben sich schliesslich mit dieser Antwort zufrieden, da sie anscheinend einsahen, dass es keinen Sinn hatte, mich zu irgendwas zu überreden und gingen nicht weiter auf dieses Thema ein. „Oh, hast du dir den Bericht heute auf RTL angesehen?“ fragte Georg. „Nein, ich bin nicht dazugekommen.“ Meinte ich. Okay, eigentlich wäre ich schon dazu gekommen, wenn ich wollte… „Nicht? Naja, auf jeden Fall haben sie dieses Mal die Wahrheit berichtet. Es hat wirklich alles gestimmt. Ich denke das ist darum, weil es nicht so ein Schwachsinniges Thema ist, bei dem es darum geht, wie viel Alkohol einer von uns getrunken hat.“ sagte Gustav überzeugt. „Was wurde denn alles Berichtet? Ich meine, wie genau wurde es erzählt?“ wollte ich dann schliesslich doch wissen. „Oh, also zusammen gefasst sagten sie, dass Tokio Hotel sich trenne, weil Tom gestorben sei. Genaue Details wie das mit Tom passiert war, wurden nicht berichtet. Sie sagten auch noch, dass sich bis jetzt noch keiner von uns zu diesem Thema geäussert hatte. Mehr sagten sie nicht.“ Erzählte Gustav mit bedrücktem Ton. „Okay…das ist gut.“ Sagte ich. Dann klingelte auf einmal Georgs Handy.

„Ja, Hallo?...Hey. … Morgen um 13.00 Uhr? ... hmm …. Hmm …Okay, ich sag’s den andern, sie sind gerade hier. …ja, okay. Tschüss!“  „War das David?“ fragte Gustav. „Ja, Morgen um 13.00 Uhr ist die Pressekonferenz. Wir müssen unter allen Umständen Morgen alle erscheinen meinte er.“ Sagte Georg. „Gut, hat er sonst doch was gesagt?“ wollte Gustav wissen. „Hmm, nur noch das wegen dem Bericht heute auf RTL. Er meinte, er habe bis jetzt nur genau das gesagt, was die im Fernsehen auch berichtet haben. Also, die Details und so hat er noch gar nicht bekannt gegeben.“ Ich wusste noch nicht genau was ich von dem halten sollte, dass morgen eine Pressekonferenz statt finden sollte. Doch ich wusste schon jetzt, dass es sicher keine angenehme Situation werden würde. Nach einem weiteren vergeblichen Versuch von Gustav, mich dafür zu begeistern mit ihnen weg zu gehen, machten sich die Beiden wieder auf den Nachhauseweg und ich war wieder alleine. Weitere Stunden vergingen die ich deprimiert und verzweifelt in meinem Zimmer verbrachte und einfach nichts tat. Ununterbrochen waren meine Gedanken bei Tom. Was hatte ich nur verbrochen, dass ich so gestraft wurde? Warum wurde mir meine zweite Seele einfach genommen?

 

*Drrriing*! Ich schreckte aus dem Schlaf, als ich von unten die Klingel hörte. Wenige Augenblicke später hörte ich Schritte die, die Treppe hinauf kamen. Es war Gordon gewesen, der nun seinen Kopf durch die Zimmertür streckte. „Bill, es ist David. Komm, du musst los.“ Stimmt, daran hatte ich schon gar nicht mehr gedacht. Ich stand auf und mir wurde als erstes einmal schwindlig und ich musste mich gleich wieder hin setzten. „Bill! Was ist?“ fragte Gordon sofort. „Ach, nichts…es geht schon wieder. Mir war nur kurz schwindlig.“ Gordon sah mich einen Moment kritisch an, sagte dann aber nichts mehr darauf. Wieder stand ich vom Bett auf, doch diesmal langsamer. Ich wollte gerade zur Treppe, da hielt mich Gordon zurück. „ Was ist?“ fragte ich leicht genervt. „Bill, wann hast du dich denn das letzte Mal umgezogen und geduscht?“ fragte er entsetzt. „Weiss nicht, aber es ist mir egal.“ „Nein, ich bitte dich. Geh doch zuerst unter die Dusche. Die können mit der Konferenz sowieso nicht ohne dich beginnen.“  „Na gut. Lass David aber nicht draussen stehen.“ Meinte ich noch und ging unter die Dusche. Nach einer viertel Stunde war ich fertig geduscht und ich hatte meine Harre etwas getrocknet. Ich machte mir natürlich keine grosse Mühe, meine Haare irgendwie zu stylen. Auch geschminkt hatte ich mich nicht. Dann ging ich in Toms Zimmer und zog mir wieder einen Trainingsanzug von ihm an. Ich fühlte mich einfach näher bei Tom, wenn ich seine Sachen trug. Unten angekommen, hörte ich, dass die anderen in der Küche sassen und sich unterhielten. „Hey, können wir gehen?“ fragte ich, als ich in der Küche war. „Mensch Bill! Jetzt hätte ich schwören können du wärst Tom, so ungeschminkt und in diesen Kleidern!“ sagte Georg völlig erschrocken. „Hmm, wir waren ja auch Zwillinge.“ Meinte ich deprimiert. Darauf folgte ein unangenehmes Schweigen. „Äh, ja…dann lasst uns gehen. Wir sind schon viel zu spät dran.“ Meinte David schliesslich und wir begaben uns in den Van. „David, was müssen wir da eigentlich sagen?“ fragte Gustav, als wir schon fast bei der Pressekonferenz waren. „Also, das ist jetzt wirklich wichtig. Ihr sagt nichts, was ihr nicht sagen wollt. Wenn es fragen sind die ihr nicht beantworten wollt, müsst ihr das auch nicht tun. Das nötigste werde ich aber schon sagen. Okay?“ Wir nickten alle.

Es war schon längst 13.00 Uhr gewesen, doch wir stressten uns trotz dem nicht. Wir gingen durch den Hintereingang ins Gebäude in dem das ganze stattfinden sollte. Dann ging es los. Ein riesiges Blitzlichtgewitter begann, doch ich gab mir diesmal nicht die geringste Mühe in eine der Kameras zu lächeln. Wir nahmen schliesslich unsere Plätze ein und warteten. Als erstes ergriff David das Wort: „ Also, ich werde zuerst das wichtigste sagen. Ich bitte sie erst danach Fragen zu stellen.“ Augenblicklich wurde es etwas leiser. „Gut, wie sie wissen hat sich Tokio Hotel leider trennen müssen. Der Grund dafür ist der Tod von Tom. Die Bandmitglieder sind momentan in ziemlich schlechter psychischer Verfassung. Ich bitte sie daher ihre Fragen sensibel zu formulieren. Vielen Dank.“ Damit beendete David seine Rede. Dann kam auch schon die erste Frage, von einem Reporte von der Bild. Die Frage, die natürlich alle brennend interessierte. „ Meine Frage: Wie ist Tom gestorben?“  „Er ist von der Treppe gestürzt und hat sich das Genick gebrochen.“ Antwortete David knapp. Die Situation war mir äusserst unangenehm auch für Georg und Gustav. Wir warfen uns hin und wieder Blicke zu, die sagten, dass wir das so schnell wie möglich hinter uns haben wollten. Die nächste Frage. „Werdet ihr nun wieder zu Schule gehen oder eine Ausbildung anfangen?“ Georg und Gustav meinten beide, dass sie erstmal zur Ruhe kommen wollten und sich danach nach einer Ausbildungsmöglichkeit umsehen wollten. „Bill, was ist mit dir? Wirst du die Schule nun wieder normal besuchen?“ „Ich…ich weiss es nicht.“ sagte ich mit schwacher Stimme. Sofort wurde es wieder ruhiger im Raum. Die Leute waren vermutlich über meine dünne und traurige Stimme völlig überrascht. „Bill, warum sind sie heute nicht so aufgetakelt wie sonst? Und was ist das für ein Sportanzug den sie da tragen?“ fragte eine dünne Reporterin, die mir völlig desinteressiert erschien. „Das ist der Trainingsanzug von Tom.“ Sagte ich knapp. „Warum tragen sie nicht ihren eigenen?“ fragte die Reporterin gehetzt weiter. „Ich…weil“, ich versuchte irgendwas zu antworten, doch ich konnte einfach nicht klar denken. Immer wieder wiederholte sich die Setzte vor meinem inneren, wo Tom nur noch leblos am Boden lag und ich völlig aufgelöst vor im kniete. Mir wurde abwechselnd heiss und kalt und ich bekam fast keine Luft mehr. „Bill, was ist los mit dir?“ hörte ich Gustav oder Georg noch sagen, dann wurde plötzlich alles Schwarz.

 

Als ich meine Augen wieder öffnete war ich immer noch im Konferenzraum. Anscheinend war ich nur für einige Sekunden bewusstlos. Während ich mich immer noch am orientieren war, wurde ich auch schon von Zacki  und einem weiteren Bodyguard hinausgetragen, die mich draussen auf eine Couch legten. Sofort kamen auch David, Gustav und Georg angerannt. „Mensch Bill, was ist passiert?“ fragte David gleich. Ich wollte ihm antworten, doch ich war zu schwach. Ich spürte nur, wie mir langsam heisse Tränen über die Wangen liefen. „Bill? Kannst du mich hören? Sag etwas?“ fragte David immer weiter. Doch ich konnte immer noch nicht antworten. „David, er ist ja überhaupt nicht ansprechbar! Ruf einen Krankenwagen!“ befahl Gustav sofort. Gleich darauf nahm David sein Handy in die Hand und wählte die Notrufnummer. Dann wurde es schon wieder Schwarz…

 

„Herr Kaulitz, können sie mich hören?“ langsam drang eine weit entfernte Stimme an mein Ohr. Ich reagierte nicht. „Bill, mach doch die Augen auf.“ Hörte ich noch eine zweite Stimme, die diesmal schon näher wirkte. Ganz langsam öffnete ich meine Augen. Es blendete mich, denn ich lag in einem grell weissen Krankenhauszimmer. Sofort wurde ich schmerzlich daran erinnert, dass ich Tom immer neben mir am Bett vorfand, wenn ich im Krankenhaus war. Diesmal war kein Tom da. Nur Gustav, Georg, David und Gordon waren da. „Was…was ist passiert?“ fragte ich. „Sie wurden bewusstlos, Herr Kaulitz.“ Meinte die weit entfernte Stimme, die eigentlich direkt neben meinem Bett war. Es war der Arzt gewesen. „Herr Jost hat mich darüber aufgeklärt in welcher Situation sie sich befinden. Auf Grund dessen denke ich, sie haben das Burnout Syndrom. Das heisst, sie sind mit ihren Nerven und das heisst auch mit ihrer Psyche völlig am Ende.“ Erklärte der Arzt. Ich sagte nichts. Die Hälfte von dem was er mir gesagt hatte, wusste ich ja selber, denn wer war schon mit seinen Nerven nicht völlig am Ende, wenn er seinen Zwilling verloren hatte? „Okay, und was heisst das jetzt für Bill?“ fragte Gordon besorgt nach. „Ja, Bill wird eine Psychologische Therapie benötigen. Und ich halte es für das Beste, wenn er diese hier im Krankenhaus bekommt.“ Meinte der Arzt. „Also, sie wollen damit sagen, dass Bill in die Psychiatrie muss?“ fragte Gustav leicht entsetzt. Auch Gordon machte den Anschein, als würde ihm das nicht so ganz passen. Mir war es egal, was mit mir geschah. Ich wollte einfach nur noch allein sein. „Ja. Aber bitte sehen sie das nicht so negativ. Bill ist keines Wegs verrückt oder so etwas in dieser Art. Es ist für ihn einfach das Beste hier zu bleiben und ausser dem hat Bill stark an Gewicht verloren, wie ich hier auf seiner Akte sehen kann. Das würde ich lieber noch etwas im Auge behalten.“ Meinte der Arzt. Gordon und auch die andern schienen es dann auch für besser zu halten, wenn ich hier bleiben würde und so verabschiedeten sie sich etwas später von mir und versprachen mir, mich morgen wieder besuchen zu kommen. Wie gesagt, mir war es egal, was mit mir passierte.

Ich wurde dann jedoch nicht in die Psychiatrische Abteilung verlegt, da es dort keine Betten mehr hatte, sonder durfte hier auf der normalen Station bleiben.

 

Nach dem dritten Tag im Krankenhaus, ging es mir Körperlich wieder besser. Ich hatte einige Kilos zugenommen. Aber nur weil ich zu jeder Mahlzeit auch noch so eine eklige Tabletten schlucken musste, die dafür sorgte, dass ich zunahm. Psychisch ging es mir aber von Tag zu Tag schlechter. Es mag ja sein, dass es bei manchen so ist, dass sie am Anfang unendlich traurig sind, wenn jemand gestorben war und sich das dann mit der Zeit etwas legte und sie irgendwann darüber hinweg kamen, doch bei mir war das gar nicht der Fall. Ich merkte von immer mehr, dass Tom die allerwichtigste Person in meinem Leben war und der Schmerz immer grösser wurde.

 

Am Abend wurde eine etwas ältere Frau in mein Zimmer verlegt. Anscheinend erkannte sie mich gar nicht, da sie mich einfach ignorierte. Darüber war ich gerade froh, denn ansonsten hätte sie mich bestimmt darüber ausgefragt, was jetzt weiterhin passieren würde und wie es mir ginge und das hätte ich bestimmt nicht ertragen. Später schaltete sie dann den Fernseher ein und suchte einen guten Kanal. Bei einem Sender, auf dem gerade die Nachrichten kamen stoppte sie. Was ich dann zu sehen bekam, raubte mir fast den Atem: Es waren hunderte hysterisch schluchzende Mädchen zu sehen, die, wenn ich richtig lag, vor dem Gebäude standen, in dem die Pressekonferenz statt gefunden hatte. Dazu meinte der Fernsehsprecher: Ein Phänomen, das wir zu letzt hatten, als sie die Backstreetboys oder Take That sich getrennt hatten. Hunderte von hysterisch  weinende Mädchen, die es einfach nicht fassen können, dass sich ihre Idole getrennt haben. Doch am meisten trauern sie darüber, dass Tom, der Gitarrist von Tokio Hotel tot sein soll. Es ist die grösste Tragödie seit langem. Dann wurden zwei völlig aufgelöste Mädchen gezeigt, die nur mit grosser Mühe sprechen konnten.  „Mein Gott, es ist einfach unglaublich…eine,…eine Welt ist für uns total zusammen ge…gebrochen.“ Danach meinten zwei andere Mädchen: „Es tut so weh…vor allem wenn ich an Bill denke. Ach, …der Ärmste. Ich will mir gar nicht vorstellen wie es ihm ohne Tom gehen muss.“ Dann ergriff der Fernsehsprecher wieder das Wort: „Es tut so weh, sagte ein Mädchen, dass sich nicht vorstellen will wie es Bill ohne Tom gehen könnte.“ -  Bei der Pressekonferenz, die Bill, Georg und Gustav letzte Woche gegeben hatte, war Bill in einem kläglichen Zustand. Psychologen meinen, er leide bereits unter starken Depressionen und er klammere sich zu sehr an seinen Zwillingsbruder Tom. Auf die Frage, welchen Sportanzug er trüge, antwortete der Sänger: „Es ist der Sportanzug meines Bruders.“ So die Worte, von einem einst so aufgestellten Jungen, der nun ohne seinen Zwilling weiter leben muss. Weiter Meldungen dazu, erfahren sie in späterer Stunde.

 

Ich konnte das Gefühl nicht recht beschreiben, was jetzt in mir war. Ich weinte nicht, ich war nicht wütend und auch nicht traurig. Ich fühle einfach nichts…es war völlig leer in mir. Das einzige was bei mir noch irgendwelche Emotionen auslöste, war der Gedanke an Tom. Dabei fühlte ich mich völlig verlassen und einsam. Es tat furchtbar weh an Tom zu denke, denn die einzige Erinnerung an Tom, die ich im Moment hatte, war wie gesagt, die, bei der er leblos  vor mir auf dem Boden liegt und seine Augen einfach nicht mehr öffnet. Die Frau neben mir hatte immer noch nicht wahrgenommen, dass ich der war, den sie gerade im Fernsehen gesehen hatte. Sie verfolgte einfach weiterhin gelangweilt die Nachrichten, die nach dem Bericht über Tokio Hotel noch kamen.

Am nächsten Tag kam mich Gustav besuchen. Georg konnte leider nicht kommen, da er eine leichte Grippe hatte. Vom Arzt aus, durfte ich nach draussen gehen und daher beschlossen Gustav und ich, ein wenig spazieren zu gehen. Wir wollten zum kleinen See laufen, der im Park, gleich neben dem Krankenhaus, lag. Unterwegs dorthin, erzählte mir Gustav, was er später Beruflich noch machen will und was er so in den letzten Tagen gemacht hatte. „Okay, jetzt aber genug von mir. Wie geht es dir so? Hat die Therapie schon etwas geholfen?“ fragte Gustav schliesslich. „Hmm, nein…es geht mir nicht gut und die Therapie hat noch gar nicht begonnen, da ihnen im Moment noch Psychologen fehlen.“ Erklärte ich. „Das ist scheisse, ich meine, du solltest wirklich darüber reden was dich so deprimiert. Ich meine, alle reden davon. Am meisten natürlich die Medien, aber der einzige der eigentlich gar nichts dazu sagt bist du.“ Meinte Gustav. Es stimmte, was er sagte. Alle redeten davon und den, der es am aller meisten betrifft, nämlich mich, redet nie gross davon. Aber das war bei mir eh schon immer so. Über solche Dinge konnte und wollte ich nicht reden. Ich hatte irgendwie immer Angst, dass man mich nicht versteht. Der einzige, dem ich solche Dinge anvertraute war Tom gewesen. Ihm vertraute ich einfach hundertprozentig. „Bill, du kannst mir alles sagen, das weißt du doch.“ Sagte Gustav und riss mich damit aus meinen Gedanken. Er hatte Recht. Es würde bestimmt nicht schaden, wenn ich wenigstens versuchen würde, ihm zu erklären, was in mir vorging, denn schlechter als jetzt konnte es mir ja fast nicht mehr gehen. „ Okay. Ich weiss echt nicht, ob du das verstehen kannst…aber ich, …ich fühle mich einfach so leer. Ich möchte die ganze zeit weinen, doch es geht nicht, denn da ist einfach kein Gefühl, dass mich richtig traurig…ich möchte schreien vor Wut, doch da ist irgendwie kein Gefühl, das mich wütend macht. Verstehst du?“ Ich wusste nicht ob es Gustav wirklich verstanden hatte, doch er machte wenigstens den Eindruck, als würde er sich grosse Mühe darum machen es zu verstehen. „Weißt du…ich lebe einfach nur die ganze Zeit vor mich hin, obwohl ich mich innerlich tot fühle…ich habe das Gefühl zu leben verloren, Gustav. Es ist wie wenn es mit Tom zusammen gegangen wäre…wie wenn er mein Leben gewesen wäre und nun tot ist.“ Und mit diesem Satz löste sich das Schloss, das vorhin für alle meine Tränen verschlossen war. Ich setzte mich auf die Bank am See, den wir endlich erreicht hatten und weinte bitterlich. Gustav setzte sich neben mich, legte einen Arm um mich und wiegte mich wie ein kleines Kind. „Es ist okay Bill…lass es einfach raus. Ich denke ich kann mir etwa vorstellen was in dir vorgeht, aber ich kann nicht sagen, dass ich weiss wie du dich fühlst. Aber es muss schier unerträglich für dich sein mit diesem Schmerz fertig zu werden.“ Sagte Gustav unter tränen erstickter Stimme. Doch seine Worte trösteten mich nicht. Im Gegenteil, denn wenn anstatt Gustav Tom bei mir gewesen wäre, hätten diese Worte mich sofort getröstet, doch bei Gustav kam ich nur zu der Erkenntnis, dass ich ohne Tom nicht weiter leben konnte. Ich konnte ohne ihn einfach nicht wieder glücklich werden.

 

In der darauf folgenden Nacht konnte ich nicht einschlafen. Gut, das konnte ich in letzter Zeit sowieso nie, aber in der Nacht war es echt extrem. Seit diesem Vorfall am See, verliess mich dieses Gefühl, dass Gustav ausgelöst hatte, nicht wieder. Das Gefühl, dass ich ohne Tom nicht wieder glücklich sein konnte. Als ich auf die Uhr schaute war es schon nach drei Uhr. Die Frau neben mir schlief tief und fest. Ich stand langsam und ganz leise auf, zog mir Toms Trainingsanzug an und öffnete dann leise die Zimmertür. Ich hoffte inständig, dass ich nicht gerade einer Krankenschwester in die Arme lief, die mich gleich wieder in mein Bett gesteckt hätte. Ich streckte langsam meinen Kopf zwischen der Tür durch und blickte nach links und nach rechts. Es war niemand zu sehen. Ich stiess leise die Luft aus, die ich die ganze Zeit angehalten hatte und ging zur Treppe. Wenn ich den Aufzug genommen hätte, wäre bestimmt eine Krankenschwester oder ein Arzt auf mich aufmerksam geworden. Schnell und ganz still rannte ich die Treppe hinunter. Bei der Aufnahme, die gleich neben dem Eingang war, hatte ich dann aber weniger Glück, als oben auf dem Flur. Eine Schwester sass gemütlich auf einem Polstersessel und trank einen Kaffee. „Mensch, gehen sie einfach weg!“ fluchte ich in Gedanken und wie wenn sie meine Gedanken lesen konnte, schaute sie auf die Uhr und hastete den Flur hinauf. Jetzt hatte ich freie Bahn auf den Ausgang. Er öffnete sich sogar und ich trat hinaus ins Freie. Als erstes ging ich nach Hause. Dort warf ich allerdings nur kurz einen Brief für Gordon, Mam, Georg und Gustav ein. Es war ein Abschiedsbrief.

 

Hey Leute…

 

Eigentlich will ich jetzt gar nicht gross sagen, dass es mir Leid tut, dass ich gesprungen bin, denn ich bin wirklich davon überzeugt, dass es so das beste ist. Ich möchte einfach bei Tom sein, denn ich bin zu der Erkenntnis gekommen, dass ich ohne Tom nie wieder lachen kann. Mam, du weißt, ich war nie länger als einen Tag von Tom getrennt und hatte ihn da schon immer wahnsinnig vermisst. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich das für den Rest meins Lebens aushalten kann. Tom ist mein zweites Ich, ohne das ich nicht leben will und kann. Wir gehören zusammen und das können wir nur sein, wenn ich das hinter mich gebracht habe.

Seit bitte nicht zu lange traurig. Denkt einfach nur daran, dass Tom und ich jetzt wieder zusammen glücklich sein können.

 

Ich liebe euch! Euer Bill

 

Nach über einer halben Stunde Fussmarsch, war ich dann endlich an meinem Ziel: Die hohe Brücke, die über eine tiefe Schlucht führte. Unnötig vorsichtig stieg ich übers Geländer. Ich sah nach untern, dachte daran, dass ich in wenigen Augenblicken wieder bei Tom sein würde und liess mich fallen.

 

 

 

ENDE

 

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